Heimat-Echo,
Mittwoch, 21. Nov. 2001
Junge Estin im Apfelerntesegen mitten in Sasel
(rd) Sie heißt Eva-Helen Talvik, kommt aus Estland,
ist 22 Jahre alt, möchte im kommenden Jahr eine Berufsausbildung
im Umweltschutz, vor allem für Entsorgungsfragen, beginnen und arbeitet
seit Oktober für drei Monate in dem internationalen "Leonardo
da Vinci" Austauschprogramm für junge Arbeitnehmer in Europa
als Praktikantin im Hamburger Umweltzentrum an der Karlshöhe. Die
junge Estin hatte dafür extra einige Deutschkurse belegt, freut sich
auf jeden Arbeitseinsatz, an dem sie beteiligt ist, auch wenn die verbale
Verständigung oft noch ihre Tücken hat und Irmgard Dudas vom
BUND, die sie ein wenig unter die Fittiche genommen hat, ihr nicht nur
gelegentlich eine Dolmetscherin besorgt, sondern auch zusätzlichen
gezielten Deutschunterricht vermittelt.
Beim großen Apfelernte-, -sortier- und Mosttermin auf der rund 2,5
Hektar großen und von rund 150 Apfelbäumen aus mehr als 50
verschiedener Sorten bestandenen Streuobstwiese von Elke und Dieter Nitz
in Sasel waren solche Vermittlerdienste nicht nötig. "Wir haben
uns prächtig verständigt mit Gesten, Pantomime und Lächeln,
wo immer es nicht anders ging," betont Elke Nitz, die seit Monaten
schon fast täglich die riesige Apfelernte verarbeitet. Insgesamt
rund zehn Tonnen Äpfel reiften im Vorjahr in ihrem Obstbaum-Areal,
für das der BUND und das Umweltzentrum Karlshöhe die Patenschaftsbetreuung
überhommen haben. Es ist ein grünes Paradies mitten im Wohngebiet
zwischen den Straßen Auf der Heide und Frahmredder. Dass dies auch
weiterhin so bleibt, wird nicht nur vom BUND und dem Umweltzentrum unterstützt,
sondern auch von der Stiftung Naturschutz und dem Botanischen Verein.
Schon vor gut 80 Jahren wurde die weitläufige Obstwiese einst angelegt,
doch irgendwann verwilderte das Gelände und die in Vergessenheit
geratene alte Apfelplantage wurde erst wieder entdeckt, als Elke und Dieter
Nitz das brachliegende Nachbargrundstück als Ponywiese pachteten
und dann zunächst entkusselten, Buschgestrüpp und Birken Wildwuchs
entfernten. Fast 100 Apfelbäume erhielten wieder, Freiraum, guten
Lichteinfall und vorsichtige Naturpflege durch die neuen verständnisvollen
Pächter, die nicht nur zunächst von Experten die vielen unterschiedlichen
Apfelbaumsorten genau spezifizieren ließen, sondern auch noch weitere
Sorten neu anpflanzten, wo immer im Laufe der Zeit Lücken entstanden
waren.
Für Dieter Nitz, Diplomingenieur im Vorruhestand, ist die Plantage
längst zur "Zweitberufsaufgabe" geworden. Ehrensache, dass
alle Äpfel geerntet und dann zumeist in Elkes Küche nach alter
Bauernart vermostet werden. Einen großen Stammkundenkreis haben
sie für ihren Saftsegen im Laufe der Zeit erreicht. Für die
Bedienung der alten Hand-Mostpresse ist Dieter Nitz zuständig, bei
der Ernte helfen junge Mitarbeiter vom Umweltzentrum, die benötigten
Flaschen zum Abfüllen bringen Nachbarn, Freunde und Stammkunden.
"Ganz so reichlich wie im Vorjahr wird die Ernte wohl dieses Mal
nicht ausfallen," schätzt Dieter Nitz. Im Jahre 2000 konnten
sie insgesamt 4.025 Liter Apfelsaft abfüllen.
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